Ein Gastbeitrag von Safetravels
99% der Besucher, die jedes Jahr in den Grand Canyon National Park kommen, schauen von oben in den Abgrund hinein und reisen wieder ab, ohne einen Fuß auf einen der Trails zu setzten. Ich nehme dich mit auf eine Tour zum Grund des Grand Canyons. Auf dem South Kaibab Trail geht es über unzählig viele Stufen und Switchbacks 1460 m in die Tiefe.
Der Hikers Express bringt uns zum Trail
Die Reise beginnt um 6 Uhr an einem klaren Morgen im Mai 2015. Das Auto parkt auf dem Parkplatz am Backcountry Information Center und wir warten mit gepackten Rucksäcken auf den Shuttle Bus mit dem vielversprechenden Namen Hikers Express, der uns zum South Kaibab Trailhead bringen soll. 3 Tage und 2 Nächte im Grand Canyon liegen vor uns.
Der South Kaibab Trailhead liegt in der Nähe des Yaki Point. Dieser Aussichtspunkt ist für Privatfahrzeuge gesperrt, um zu vermeiden, dass er mit Autos gnadenlos zugeparkt wird.
Am Trailhead gibt es Toiletten und eine Wasserstelle. Alle Hiker machen sich bereit für den Abstieg und schießen Starter Fotos vor dem Trailhead Sign. Um 7:15 Uhr setzen wir endlich den ersten Fuß auf den Trail.
Tagesziel: Bright Angel Campground
Höhenunterschied: 1460 m
Distanz: 11,4 km
kein Wasser
Die erste weite Aussicht in den Grand Canyon
Der Trail beginnt gleich mit ein paar steilen Switchbacks und überwindet so die Seitenschlucht des Pipe Creek. Nach etwa 20 Minuten ist der Ooh Aah Point erreicht. Der Name beschreibt das Staunen über die erste weite Aussicht in den Canyon, die sich hier öffnet. Zeit für eine kurze Verschnaufpause und wir zippen die Hosenbeine ab. Die Temperatur steigt schnell, obwohl es noch so früh morgens ist.
Im nächsten Abschnitt folgt der Trail einem Felsgrat bis Cedar Ridge. Bereits auf diesem oberen Teil bieten sich geniale Aussichten, die insbesondere für eine Tagestour lohnen.
Cedar Ridge erreichen wir nach insgesamt 2,4 km und damit haben wir 366 Höhenmeter geschafft. Hier gibt es Toiletten und viele Hiker legen eine Pause ein. Wir sind nicht müde und gehen nach ein paar Fotos gleich weiter. Unterhalb von Cedar Ridge erwarten uns zahllose große Stufen und der Abstieg mit dem schweren Rucksack geht langsam auf die Gelenke. Ohne Wanderstöcke solltest Du eine solche Tour nicht machen, denn die Stöcke nehmen wirklich sehr viel Gewicht von den Knien und diese Entlastung ist dringend nötig.
Endlich ein kurzer Blick auf den Colorado River
Eine Stunde brauchen wir bis zum nächsten nennenswerten Aussichtspunkt. Skeleton Point liegt 600 Meter unterhalb des Trailhead und wir haben inzwischen 4,8 km zurückgelegt. Hier kannst Du das erste Mal den Colorado River sehen. Tief unten in der Inner Gorge, noch immer mehr als 800 Höhenmeter und rund 7 km auf dem Trail entfernt, schlängelt sich der Fluss zwischen den schwarzen Felsen entlang. Vom Rim des Grand Canyon aus ist der Fluss nur an wenigen Stellen zu sehen.
Skeleton Point ist der Punkt, an dem Tageswanderer umkehren sollten. Behalte immer im Kopf, dass du für den Aufstieg voraussichtlich doppelt so lang wie für den Abstieg brauchen wirst. Das gilt auch ohne schweres Gepäck. Der South Kaibab Trail ist extrem steil und bietet kein Wasser.
Unter uns breitet sich die grüne Ebene des Tonto Plateau aus, die wir nach weiteren endlos erscheinenden Stufen erreichen. Mit The Tipoff ist bei 7,4 km und 1033 m Höhendifferenz der letzte Punkt erreicht, den du als Ziel für eine Tageswanderung in kühleren Monaten, wie z.B. April/Mai oder September/Oktober wählen kannst. Du findest hier Toiletten und ein Notfalltelefon. Wasser suchst du vergeblich.
Während wir uns ein bisschen ausruhen, kommen wir ins Gespräch mit anderen Hikern. Einer der schönsten Aspekte einer solchen Trekkingtour ist der Austausch mit Gleichgesinnten. Unterhalb des Rim finden sich die Menschen, die die Stille und Weite des Grand Canyon ganz intensiv erleben wollen.
Abstieg in die Inner Gorge des Grand Canyon
Unterhalb von The Tipoff beginnt der Abstieg in die Inner Gorge. Hier unten nimmt das Gestein eine intensive rotbraune Farbe an und wir fühlen uns wie auf einen anderen Planeten versetzt.
Steil geht es weiter abwärts. Vom Trail aus bieten sich jetzt atemberaubende Aussichten auf den Colorado River und die beiden Brücken, die ihn in der Nähe der Mündung des Bright Angel Creek überspannen. Wir sehen Boote einer Rafting Tour, die am Boat Beach anlegen und wir wissen, dass wir unserem Tagesziel jetzt sehr nah sind.
Grüne Oase am Grund des Grand Canyon
Schließlich erreichen wir einen kurzen Tunnel, der das Ende des South Kaibab Trail anzeigt. Hinter dem Tunnel erwartet uns die Black Suspension Bridge und von dort sind es nur noch ein paar Meter bis zum Bright Angel Campground. 11,4 km und 1460 Höhenmeter sind nach 4:15 Stunden bezwungen. Sicher ist der Abstieg auch in kürzerer Zeit machbar. Für uns steht jedoch der Spaß im Vordergrund und schließlich wollen wir auch viele Fotos machen.
Das Wetter ist herrlich und wir beziehen eine der begehrten Campsites direkt am Bright Angel Creek. Nachdem unser Zelt aufgebaut ist, kühlen wir unsere Füße im eiskalten Wasser und kommen schnell ins Gespräch mit zwei Hikern aus den USA, die auf einer Rim to Rim Tour sind. Natürlich fachsimpeln wir erstmal.
Warum die Phantom Ranch auf Deine Bucket List gehört
Der Lohn für den harten Abstieg auf dem staubigen Trail wartet in der Canteen der Phantom Ranch auf uns: eine eisgekühlte Limonade, die nur hier so gut schmecken kann und das T-Shirt, welches es nur hier zu kaufen gibt. Wir sitzen hier entspannt einige Stunden und schreiben Postkarten, die auf dem Rücken von Mulis ihren Weg nach Deutschland beginnen werden.
Am späten Nachmittag gehen wir noch zum Boat Beach. Dort legen die Rafting Touren an und man hat einen guten Blick auf die Black Suspension Bridge. Nach einem leckeren gefriergetrockneten Abendessen lauschen wir dem Ranger Talk. Es wird die Geschichte des mysteriösen Verschwindens von Glen und Bessie Hyde erzählt und danach zeigt uns die Rangerin Skorpione. Sie leuchten Neongrün unter Schwarzlicht und sitzen gerne in den Ritzen der Steinpfosten des Mule Corrals.
So entspannt endet der erste Tag unserer Grand Canyon Tour. Wir schlafen ruhig und sammeln Kräfte für den zweitägigen Aufstieg über den Bright Angel Trail, der morgen und übermorgen vor uns liegt.
Tipps für Deine Grand Canyon Trekking Tour
Eigentlich gibt es nur einen einzigen wirklich wichtigen Tipp:
Be prepared!
Lies alles, was du über das Trekken im Grand Canyon in die Finger bekommst. Sei dir bewusst, dass du unterhalb des Rim auf dich allein gestellt bist. Kümmere dich darum, dass du in Notfällen versorgt bist. Du wanderst in der Wüste und darfst das Klima nicht unterschätzen. Es ist heiß und trocken und als Mitteleuropäer bist du daran nicht gewöhnt. Nimm Wasser und salzige Snacks mit. Für einen Tag brauchst du mindestens 4 Liter Flüssigkeit und doppelt so viel Nahrung, wie du normalerweise zu dir nimmst.
Eine Wanderung zum Fluss und zurück an einem Tag ist nicht zu empfehlen. Du wirst sie nur schaffen, wenn du körperlich extrem fit bist und dich sehr gut vorbereitet hast. In den Sommermonaten Juni, Juli und August ist sie für viele Menschen lebensgefährlich.
Wenn du keinen Platz in einer Cabin oder in der Dorm der Phantom Ranch ergattern kannst (Reservierung 13 Monate im Voraus), benötigst du für das Übernachten im Inner Canyon eine Permit (Genehmigung), mit der du gleichzeitig die gewünschten Campgrounds reservierst. Es muss 4 Monate vor der geplanten Wanderung schriftlich beantragt werden. Nähere Informationen dazu findest du unten verlinkt.
Fragen zum Thema Trekking im Grand Canyon? Melde dich jederzeit, ich helfe dir gerne.
Alles auf einen Blick
South Kaibab Trail – Fact Sheet des National Park Service
Hike Smart Audio Podcast des National Park Service
Hiking Tipps – Grand Canyon National Park
Alles zum Backcountry Permit
Wer schreibt hier?
Auf Savetravels.de schreibt Silke über ihr Traumreiseziel USA. Insbesondere der Südwesten steht im Fokus. Es geht um Reisen zu zweit, Wandern, Shopping, Reise- und Packplanung. Auf Savetravels kannst Du Dich zu Deiner individuell geplanten USA Rundreise inspirieren lassen.